ExChains-Kampagne
Gemeinsame Kampagne des ExChains-Netzwerks für Beschäftigtenrechte
In seiner aktuellen Kampagne erhebt das
ExChains-Netzwerk vier Forderungen, die helfen sollen, Veränderung und ein besseres Leben für alle Beschäftigten zu ermöglichen: 1. besserer Brand- und Arbeitsschutz, 2. höhere Löhne, 3. gewerkschaftliche Zugangsrechte sowie 4. Zulieferer-Transparenz.
Kampagnenhintergrund
ExChains-Kampagne für BeschäftigtenrechteExChains ist ein Beschäftigten-Netzwerk entlang der globalen Wertschöpfungskette von der Bekleidungsproduktion Asiens bis zum europäischen Einzelhandel. Das Netzwerk hat das Ziel, internationale Solidarität von ArbeiterInnen aufzubauen und die globalen Strukturen der Bekleidungsindustrie nachhaltig zu verändern. Dies ist ein langwieriger Prozess, der nicht ohne den Aufbau von gewerkschaftlicher Handlungsmacht in Produktion und Verkauf ablaufen kann. ExChains will dazu beitragen, die Vorstellung zu irritieren, dass Menschen im globalen Süden nur Opfer ihrer Verhältnisse sind. Indem ExChains eng mit Gewerkschaften und ArbeiterInnen im globalen Süden zusammenarbeiten, nimmt die Kampagne diese als AkteurInnen ernst. Daher werden Aktionen koordiniert.
Aktuell hat die Kampagne vier Forderungen, die gemeinsam mit den Partnerinnen aus dem globalen Süden erarbeitet wurden und langfristig helfen sollen, gewerkschaftliche Organisierung zu ermöglichen.
1. Das Sterben stoppen: Brandschutzvereinbarung unterzeichnen!
Immer wieder kommt es in den Bekleidungsfabriken Bangladeschs zu Unfällen, bei denen ArbeiterInnen verletzt oder getötet werden. Um in Zukunft Unfälle zu vermeiden, müssen sich die Bedingungen in den Bekleidungsfabriken grundlegend ändern. Dafür stehen die Chancen jetzt gut: Der US-Branchenriese PVH (Tommy Hilfiger, Calvin Klein u.a.) hat im Frühjahr 2012 als erster Abnehmer gemeinsam mit Gewerkschaften vor Ort und internationalen NGO eine Vereinbarung zum Brandschutz unterzeichnet. Darin erklären sich alle Beteiligten bereit, ein Zwei-Jahres-Programm zum Arbeitsschutz aufzulegen. Damit sollen Beschäftigte geschult, betriebliche Arbeitsschutzkomitees gebildet und ein Kontrollsystem etabliert werden, in das sich die Beschäftigten und ihre Gewerkschaften aktiv einbringen können. Weitere Konzerne des Bekleidungseinzelhandels müssen die Vereinbarung jetzt unterzeichnen, denn daran knüpft PVH den Start des Programms. Tchibo hat dies aktuell bereits getan.
2. Höhere Löhne für ein Leben in Würde
Die Monatslöhne in Bangladesch liegen aktuell bei 29 bis 40 Euro. Diese Löhne sind ein Skandal! Mit ihnen kann auch in Bangladesch niemand menschenwürdig leben, geschweige denn Kinder großziehen und für ältere Angehörige sorgen. Um über die Runden zu kommen, müssen die Beschäftigten praktisch grenzenlos „freiwillige“ Überstunden leisten oder ihre Kinder arbeiten schicken. Insofern profitieren Bekleidungskonzerne von den allgemeinen Ausbeutungs- und Elendsbedingungen und sind indirekt für Kinderarbeit verantwortlich, auch wenn bei ihren direkten Zulieferern keine Kinder arbeiten. Dies gilt in gleicher Form auch für andere Produktionsländer.
Wir fordern deshalb von den Unternehmen konkret, höhere Stückpreise zu zahlen, um bessere Löhne für die Beschäftigten ihrer Zulieferer zu ermöglichen. Langfristiges Ziel ist ein Existenzlohn, d.h. ein Lohn, der die Deckung der Grundbedürfnisse sowie eine gewisse soziale Absicherung erlaubt. Er muss ohne Überstunden verdient werden können und mit den Lebenshaltungskosten steigen. Mit dieser Forderung wollen wir nicht die Kämpfe vor Ort überflüssig machen, sondern den lokalen Lohnforderungen der Gewerkschaften und Beschäftigten Nachdruck verleihen. Gemeinsam mit den Gewerkschaften im globalen Süden (Bangladesch, Sri Lanka, Indien) erarbeiten wir derzeit einen Mechanismus, um zu garantieren, dass die höheren Einkaufspreise bei den Beschäftigten in der Produktion ankommen.
3. Zugangsrechte für Gewerkschaften in die Zulieferbetriebe
Nur wenn sie sich in unabhängigen, demokratischen Gewerkschaften ihrer Wahl frei organisieren können, können die Beschäftigten ihre eigene Lage verändern, für ihre Rechte und Ansprüche und für ein Leben in Würde kämpfen. Wir fordern die Einzelhandelskonzerne daher auf, gewerkschaftliche Zugangsrechte zu den Betrieben in ihre Verhaltenskodizes aufzunehmen und bei ihren Zulieferern umzusetzen. Gewerkschaften müssen die Möglichkeit erhalten, die Beschäftigten regelmäßig innerhalb der Betriebe über ihre Rechte zu informieren und Möglichkeiten der Organisierung aufzuzeigen.
4. Transparenz und Offenlegung der Zulieferer
Erst wenn die multinationalen Unternehmen, die den Bekleidungsmarkt in den zentralen Konsumentenländern dominieren, die Listen ihrer Zulieferer offen legen, wird es Gewerkschaften und Beschäftigten möglich, Arbeitsbedingungen zu untersuchen und öffentlich zu machen.
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Für alle Forderungen gilt, dass sie eingebettet sind in Aktivitäten der Partnergewerkschaften im globalen Süden. Gewerkschaftliche Organisierung vor Ort ist der Schlüssel zu guten Arbeitsbedingungen. Wenn die Beschäftigten selbst Abkommen überwachen und Kämpfe für bessere Arbeitsbedingungen führen können, verändern sich die ungerechten Verhältnisse. Die Beschäftigten vor Ort führen bereits Kämpfe um Organisierung, höhere Löhne, besseren Brandschutz und gute Arbeitsbedingungen. Ihre Kämpfe sollen durch die Arbeit der BetriebsrätInnen und AktivistInnen hier unterstützt werden.
Weitere Info zur Kampagne (pdf):
ExChains-Newsletter zum Hintergund der Kampagne
Flugblatt zur Kampagne
Die Kampagne wird unterstützt von der |
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